STAATSPREIS 2019 | SKULPTUREN
CLAUDIA MERX
Aachen
HAUTHEMD
Mullgaze, Perlonfaden
und Dispersionsbinder
1200 x 250 x 20 cm
BEGRÜNDUNG
HAUTHEMD
Die Haut, unser größtes Körperorgan, ist eine reagierende, fühlbare Grenze zwischen dem Ich und dem Anderen und zugleich Innen- und Außenseite eines Individuums.
Insekten und Reptilien können ihre alte Haut zur Erneuerung oder Verwandlung abwerfen. Bei uns Menschen geschieht dies eher unauffällig im fließenden Übergang. Das Ablegen alter Haut, der Hülle oder Dinge bedeutet immer einen Moment der Veränderung und des Übergangs. Dieses Stadium zwischen gefestigten Formen und Haltungen ist eine Zeit der Verletzlichkeit, die Oberfläche liegt nackt und offen und bedarf Schutz.
All diese Gedanken schwingen in dieser vielschichtigen Arbeit mit. Sie eröffnet Assoziationsräume zwischen Vertrautem und Fremdem, Schwere und Leichtigkeit, Innen und Außen, Leere und Fülle, einem „Dazwischensein“.
Ein zusammengenähtes fortlaufendes Band aus Mullbinden bildet die Arbeit HAUTHEMD. Diese archaische Körperhülle ist transparent und wirkt in ihrer Materialität leicht und fragil und doch ist sie ein Schutzkleid vor Verletzungen. Die in die Ärmel des Hemdes eingestickten Fäden aus Perlon stehen wie Sensoren oder erregte Härchen ab. Sie tasten, sind bereit zur Kontaktaufnahme mit dem Anderen - der ersten Berührung.
Die Arbeit überzeugt die Jury durch ihre hervorragende subtile künstlerische Idee und Qualität der handwerklichen Umsetzung.